Bin ich allein? Ich glaube nicht.
Mein Kopf ist voll mit Gedanken, und keinen davon kann ich kontrollieren.
Ich bin nicht das Mädchen das sich traut.
Ich bin nicht die Starke.
Bin ich nicht?
Nein, bin ich nicht.
Ich traue mich nicht einmal den Mund auf zu machen.
Ich sitze weit weg von mir, in einer der vielen Ecken meiner Gedanken und hoffe das mich vielleicht jemand findet ohne mich zu sehen.
Ich bin nur ein kleines Kind.
Klein. Und schwach.
Ich hab nicht einmal die Kraft aufzustehen.
Immer wieder reicht mir jemand die Hand, doch ich erschrecke und verkrieche mich nur weiter, einfach wieder in einer anderen Ecke.
Wo ist mein Schrank, wo ist meine schützende Bettdecke?
Wo kann ich mich verkriechen, damit mich keiner findet?
Wer kann mir helfen.
Wer spricht da mit mir?
Ich will diese Stimmen nicht mehr hören, ich will einfach nur alleine sein.
Ich will endlich alleine sein, in meinem Kopf.
Es herrscht einfach zuviel Chaos hier drin.
Es soll endlich still sein.
Sag ihnen sie sollen aufhören dauernd jemanden am Leben zu erhalten der schon längst gestorben ist.

Vor mir steht ein junger Mann, in meinem Alter.
Sein Haar ist rabenschwarz und er hält sich mit zitternden Händen ein Messer an die Brust, als wolle er jeden Moment zustechen und dem ganzen ein Ende setzten.
Ich öffne den Mund, meine Finger sind verkrampft, wie seine.
Wir sehen uns an, mein Gesicht so schmerzhaft verzerrt wie Seins.
"Tu es endlich.", unterbricht er mich, noch bevor ich sprechen kann.
"Bitte bitte tu es endlich."
Wir müssen weinen, meine Hände zittern unaufhörlich und das Messer in meinen Händen wird schwer.
"Bitte lass mich endlich raus, ich ertrag das nicht mehr. Ich ertrag das schon so lang nicht mehr."
Er kann nicht zustechen.
"Das ist Unsinn, Jake. Wach auf, du redest im Wahn.", will ich schreien, doch nichts kommt aus meinem Mund.
Stattdessen fleht er mich weiterhin an endlich frei zu kommen.
Er redet wenn ich den Mund auf mache.
Wir haben dieselbe Haltung.
Demselben Gesichtsausdruck...

Achso. Ich schaue nur in den Spiegel.
Das ist nicht Jake. Das bin ich. Achso.
Achso..

"Und wie sieht das nun aus mit uns?"
Wie, wie soll es denn schon aussehen?
Ich werde mich nicht binden.
Das Wort "Beziehung" schreckt mich ab.
Nur weil ich keine mehr will, heißt das nicht dass ich nicht anständig bin.
Ich mache nunmal was ich will.
Ich lasse mich jetzt provozieren, tut mir leid, deine Zeit ist abgelaufen.
Nur weil ich Spaß will, heißt das nicht dass ich gemein bin.
Ruhig und artig sein ist nicht mehr witzig, davon hab ich genug, ich hab es so satt.
Mein Geschmack hat sich geändert, ich hab Hunger auf was anderes.
Herzhafte Jungs, süße Mädchen, alles meins.
Inspiration.
Ich will alles auf einmal, ich will sehen wie sie sich nach mir verzehren und dann geknickt sind, wenn ich lächle und ihnen sage das ich Beziehungen doof finde.
Denn ich habe keine Lust auf normal.
Freiwillige Knechtschaft, sowas ist mir zu dumm.
Ich hab Hunger.
Hunger auf mehr.



P.s.: Aber keine Angst, mein Herz schlägt nur für dich ;)

"Du bist wie Feuer. Du wärmst die Menschen, kommen sie dir jedoch zu nahe verbrennen sie."

Jake ist ein Mensch von dem man nicht weiß, was man von ihm halten soll. Man kann ihn nicht einschätzen, was viele Neugierig macht.
Er ist begnadet darin ein Arschloch zu sein.
So hält er die Menschen gut auf Abstand.
Denn aus Erfahrung weiß er, das viele an seiner Gesellschaft zerbrechen. Er ist wie Gift, wie Drogen. Zuviel und du stirbst. Manche schneller, manche nie.
Nur ist er nicht darauf aus auszuprobieren wie belastbar die Menschen sind.
Er ist kaputt.
Eigentlich nur noch eine Hülle. Er war doch mal so groß, was ist nur passiert....?

...
Ich weiß es.

Zitternd und zuckend sitzt er in der Ecke des Zimmers und hält sich den Kopf.
Sein Atem geht so hastig, dass ich befürchte er würde jeden Moment kollabieren.
Tränen bahnen sich ihren Weg über seine Wangen.
"Ich hab's schon wieder getan.", wimmert er.
"Ich hab es gewusst, ich hab es doch gewusst."
Seine Stimme ist nicht mehr als ein kleines Flüstern.
Vorsichtig setzte ich zu sprechen an, ganz behutsam, in der Angst er könnte jeden Moment zerbrechen.
"Du hast nichts getan. Jake, du hast nicht gelogen."
"ICH BIN EINE LÜGE!!!", schreit er mich an, die Augen weit aufgerissen.
Im nächsten Moment versteckt er sein Gesicht wieder hinter seinen Armen.
"Ich existiere nicht.. Ich bin gelogen."
Ich weiß nicht was ich tun soll, weiß nicht was ich noch sagen kann.
"Ich hab kein Recht dazu mir Liebe zu wünschen.", zittert er.
"Ich hab kein Recht auf ein Leben. Diese wünsche sind albern."
Bei jedem Wort drück er sich mehr die Wand, bis man bald nur noch einen Schatten von ihm erkennen kann.
Ich spüre seinen Schmerz bis hierher.

Wieviel Leid kann eine Seele ertragen?
Wieviel kann sie aushalten, bis sie alles und jeden mit sich in den Abgrund reißen will?

Ich bin gerade einmal 18 Jahre alt. Aber ich will nicht auf mein Alter reduziert werden.
Es reicht mir, wenn ich auf das reduziert werde was ich tue.
In zwischenmenschlichem war ich noch nie besonders gut, und bis es noch nicht.
Ich bin nich gut darin zu wissen was ich will, wer ich bin und wie ich das alles umsetzten soll.
Ich bin lediglich gut darin zu leben und es zu genießen, auf jegliche Art und Weise. Doch sollte ich mich nicht auf allem ausruhen, wenn ich etwas erreiche.
Ich soll weiter machen, ich soll schaffen was ich mir vornehme, Dinge erreichen, die ich nicht für möglich gehalten habe.
Wenn ich das tue, dann spüre ich wie die Luft in mein Fleisch schneidet, sich kleine Bahnen durch meinen Körper ziehen, geladen mit Elektrizität und purem Adrenalin.
Mir gefällt das.
Ich mag es herausgefordert zu werden. Endlich gefordert zu werden.
Endlich wird etwas von mir erwartet, das ich auch erreichen kann, weil ich es will.


Ich bin das komische Mädchen das immer ganz vorne im Bus sitzt, ungeschminkt, blass und mit einem riesigen, viel zu großen Pullover an.
Manchmal sogar ungekämmte Haare, weil ich den Bus sonst verpasst hätte.
An der Bushaltestelle stehe ich mit einer komischen Zigarette im Mund und tippe mit dem Fuß den Rythmus zu dem Lied das gerade in meine Ohren fließt.
Ich höre altmodisches Zeug.
Ich bin das Mädchen mit dem seltsamen Musikgeschmack.
Ich bin das Mädchen mit der komischen Wortwahl.
Ich bin das Mädchen das immer anders herum denkt.
Ich bin das Mädchen das nicht immer so sein will wie sie gerade ist. Ich will mehr.

Jake nervt Heute tierisch.
Schon seit heute früh da und das geht mir so auf die Nerven.
Zum Glück ist er in der Schule nicht da.
Man.

Ihr werdet nicht glauben was mir eben passiert ist!!!!

Ich war in der Stadt und hab mich mit meinem Stiefvater getroffen, weil ich Geld von ihm bekam um mir ne Aufladekarte für unseren Internetstick zu holen.
Statt mich nach Hause mitzunehmen, wie ich ihn darum bat, bevorzugte er es jedoch mich stehen zu lassen.
(Daraufhin sagte ich ihm er sei ein Arsch xD *stolz* Ist er ja auch)
Da ich so gar keine Lust hatte nach Hause zu laufen bin ich ins Thalia(das Buchgeschäft) in unserem Einkaufszentrum gegangen, weil ich da immer unbemerkt Mangas lesen kann.
Direkt neben der Kasse steht ein großes Regal voller Mangas.
Genau dahinter sind ein Mini-Tischchen und kleine Stühle für die Kinder.
Dort setze ich mich immer hin und lese seelenruhig Manga für Manga durch. Wenn mir langweilig ist, versteht sich. Ich kaufe natürlich auch ab und zu welche. (Sollte ich mal Geld haben.)
Jedenfalls übersah man mich dort wohl.
Völlig.
Kurz nach 20 uhr ging nämlich plötzlich das Licht aus.
Und ich saß im Dunkeln da.


Ein Glück konnte ich die Damen vom Schuhgeschäft nebenan auf mich aufmerksam machen, sodass sie den Hausmeister rufen konnten und der sich durchtelefonierte, bis man mir sagte ich solle einfach zum Notausgang raus.
Wäre keiner da gewesen hätte ich das sicherlich eh gemacht, aber auf die Idee kam ich in dem Moment gar nicht.
Ich hatte sogar eine leichte Panikattacke.
Draußen musste ich mich fast übergeben.


Eingesperrt sein ist echt nicht mein Ding.




Allerdings hätte ich bei der Gelegenheit gleich den Manga einstecken können, den ich las, bevor ich mich bemerkbar gemacht hätte.
Was solls.
Bin nunmal kein Dieb.



Ein Glück lief alles gut.

1...
2...
3...
Verbrannte Luft schießt durch meine Lunge und ich schlage die Augen auf.
Asche verklebt meine Wimpern und liegt wie Dreck auf meinen weißen Wangen.
Mit aller Kraft schiebe ich den verkohlten Stamm von meiner Brust und befreie mich aus den Trümmern.
Ich schüttele mein Haar und wische den Ruß von meinen Wangen.
Wo sind sie?
Meine eisblauen Augen scannen die Umgebung, suchen nach ihren schwarzen Häuptern in den Trümmern.
"Dein blondes Haar ist völlig verbannt.", sagt seine Stimme wehmütig.
Ich drehe mich ruckartig um und sehe in seine ebenso eisblauen Augen.
Ich grinse.
"Wie deins."
Er schmunzelt halb.
Eine Hand greift mir ins Haar, nimmt eine Strähne zwischen die Finger.
Ich zucke zusammen und sehe in Jacks rote Augen.
"Jetzt bist du also eine von uns?"
Auch sein Haar ist schwarz wie Kohle.
So wie Jakes.
So wie meins.
Ich lächele.
"Ich bin nicht eine von euch. Ich bin ihr."
Er grinst.
Beide lächeln.



Jacks Blick wird mordlustig.
"Er wird büßen was er unserem Kätzchen antut."
Jake kann ein knurren kaum unterdrücken.
In mir steigt Euphorie auf, ich will unbedingt sein Gesicht sehen, wenn ich ihn in Stücke reiße.



Der Wind zerzaust unser schwarzes Haar.



Ich drehe mich zum Trümmerhaufen.
"Kommst du, Bruderherz?"