Großer böser Wolf
Dienstag, 26. Juni 2012
Wir?
"Warum ich immer Nachts heraus komme? Weil du dann alleine bist."
Da sitzt er, einen Thron aus seinen Ketten gebaut, verziert mit Knochen und Fingernägeln die ihm bis dahin heraus gerissen wurden, die er sich selbst und die ich ihm heraus riss.
Ein Thron, gebaut aus seinem eigenen Leid und doch schaut er voller Stolz und Trotz und Arroganz auf mich herunter, mich, die ich da auch noch vor ihm hocke und nichts außer meiner Fragen weiß.
Amüsiert grinsend lässt er das Ende der Ketten zwischen seinen Fingern kreisen und mustert mich eingehend.
"Du hast nur mich, mein Engel. Ich habe dich nie belogen. Ich habe dir immer gesagt was du gedacht hast."
Ich sehe ihm ins Gesicht und mir wird klar... egal wie grausam seine Augen auch sind, sie lügen nie.
Sie zeigen immer die pure Wahrheit.
"Ich bin der Teil gewesen den du immer vergessen wolltest, ich bin all der Schmerz den du verspürst, ich bin all der Wahnsinn der dich quält und alles was du nie sein wolltest.", flüstert er, gerade so dass ich es hören kann.
Und er hat recht.
"Wegen dir habe ich gelogen.", kontere ich, ein wenig kläglich, denn die Stimme bricht mir fast.
"Weil du mich nicht erträgst hast du gelogen. Und ich habe deine Lügen immer gedeckt. Damals als sie dich für Verrückt hielten und auch als-"
"Jack."
Jake's ruhige Stimme durchquert den Raum mit einer leichtigkeit und schneidet Jack das Wort ab.
Gut so, das was er sagte wollte ich noch nie hören...
Ich höre wie er näher kommt, der weiße Krieger.
Er legt mir eine Hand auf die Schulter und hilft mir auf.
Das Monster knurrt leise und ist schon sichtlich erregt darüber, das sein Bruder ihm sein Spielzeug nimmt.
"Kein Spielzeug...", zischt Jack.
Ich begegne seinem Blick, seinen wahnsinnigen Augen.
Genau wie die meines treuen Freundes sind sie so direkt und stechend dass man beinahe zurück zucken möchte. Sie durchschauen einen sofort.
Man fühlt sich nackt unter ihrem Blick, entblößt und frei gelegt.
Das ist nicht immer ein schlechtes Gefühl.
Vor allem bei ihnen nicht.
Weil beide niemals lügen würden.
Sie sind das treueste was du je finden wirst.
"Die Kleinen warten.", haucht Jake mir ins Ohr und ich gehe mit ihm, taumelnd, er stützt mich, ich habe einen Arm um ihn gelegt.
Als wir den Kerker verlassen und das kühle Licht und der weiße Schnee in mein Blickfeld geraten fühle ich mich so erleichtert wie lange nicht mehr.
Auf der kleinen Lichtung finden wir die 2 großen schwarzen Hunde, die uns bereits freudig erwarten.
Mehr mich, als uns....
Ich darf mich zu ihnen in den Schnee legen und mich zwischen sie kuscheln.
Das schönes weiche, warme, schwarze Fell tut so gut... sie sind so riesen groß und doch stupsen sie mich ganz sanft mit ihren feuchten Nasen an und werfen mir besorgte Blicke aus ihren schönen, traurigen Augen zu.
Ich habe sie so vermisst dass ich weinen muss und schmiege mich ans sie, ganz eng, damit ich nie wieder ohne sie muss.
Ich hatte so eine Angst...



Leise höre ich Jake auf atmen....

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